Die Paneuropa-Ideen des Graf Dr. Richard Nikolaus von Coudenhove-Kalergi

Höflichkeit ist die große Erzieherin zur Menschlichkeit.
Sie gewöhnt den Menschen an Form, Takt, Rücksicht.
So gestaltet und verfeinert sie seine Seele

erster Träger des Aachener Karls-Preises: Link

Bernhard Setzwein stellt in seinem Roman "Der böhmische Saumrai" über 'Graf Hansi' Ideen dessen Bruder Richard Nikolaus dar:


Richard "Niki" wurde noch in Tokio geboren. Als er ein Jahr alt war, übersiedelte die Familie in das elterliche Schloss Ronsperg in Westböhmen. Er wurde von Privatlehrern unterrichtet. Sein Vater, der 16 Sprachen beherrschte, unterrichtet ihn in Russisch und Ungarisch. Später kam er ans Theresianum in Wien und studierte danach an der Alma Mater Rudolphina Philosophie und Geschichte. 1915 heiratete er die österreichische Schauspielerin Ida Roland (1881–1951). 1916 wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie (1918) nahm er zuerst die tschechoslowakische und später die französische Staatsbürgerschaft an.
Während des Zweiten Weltkrieges emigrierte er zunächst in die Schweiz und später in die USA. 1952 heiratete er die Schweizerin Alexandra Gräfin von Tiele, geb. Bally, eine Arzttochter aus Solothurn, die im Jänner 1968 verstarb. 1969 heiratete er in dritter Ehe die Österreicherin Melanie Benatzky Hoffmann, die Witwe des Komponisten Ralph Benatzky.
Seine Schwester Ida Friederike Görres (1901–1971) war Schriftstellerin, sein Bruder war Gerolf Coudenhove-Kalergi (1896–1978). Dessen Tochter ist die Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi (* 1932), die damit Richard Nikolaus’ Nichte ist.
Werdegang
Der Erste Weltkrieg brachte Coudenhove-Kalergi zur Politik: „Den ersten Weltkrieg empfand ich als Bürgerkrieg zwischen Europäern: als Katastrophe erster Ordnung.“ Er entwickelte die visionäre Idee von „Pan-Europa“, die zum Thema seines Lebens wurde. Sein Vorschlag, ein Paneuropa zu schaffen, erregte 1922, als Kalergi gerade 28 Jahre alt war, internationales Aufsehen.
1923 schrieb er auf Schloss Würting in Oberösterreich - nach B. Setzwein wurden diese Ideen auf Ronsperg eingehend diskutiert - sein programmatisches Buch „Pan-Europa“. Im Jahr 1924 gründete Coudenhove-Kalergi die Paneuropa-Union, die älteste europäische Einigungsbewegung. Im Lauf der Zeit gehörten dieser Albert Einstein, Thomas Mann und Otto von Habsburg ebenso an wie Spitzenpolitiker wie Konrad Adenauer, der französische Außenminister und Friedensnobelpreisträger Aristide Briand, der tschechoslowakische Außenminister Edvard Beneš und der französische Ministerpräsident Edouard Herriot. Die österreichische Sektion führten der damalige Bundeskanzler Karl Renner und dessen Stellvertreter Ignaz Seipel an. Coudenhove-Kalergi war damit Vordenker der heutigen europäischen Idee und des europäischen Selbstverständnisses und der europäischen Identität. Prinzipien eines Europa im Sinne Coudenhove-Kalergis waren Freiheit, Frieden, Wohlstand und Kultur, die noch heute das Selbstverständnis Europas kennzeichnen.
Seit 1922 war Coudenhove-Kalergi Mitglied der Wiener Freimaurerloge Humanitas, die sich in erster Linie karitativen Aufgaben widmete, für soziale Reformen einsetzte und die pazifistische Bewegung für ein besseres Verständnis zwischen den Völkern unterstützte.[6] In den 1930er-Jahren wendete er sich in verschiedenen Publikationen gegen den nationalsozialistischen Judenhass im Deutschen Reich und führte damit das Werk seines Vaters fort, dessen Studie über das Wesen des Antisemitismus er neu verlegte.
Die Paneuropa-Union wurde im nationalsozialistischen Deutschland verboten. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 floh er mit seiner jüdischen Frau zunächst nach Ungarn. 1939 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Als Immigrant lehrte Coudenhove-Kalergi in den USA von 1942 bis 1946 an der New York Universität Geschichte, zunächst als Lehrbeauftragter (Lecturer), ab 1944 als Professor. In Europa fanden seine Ideen mit dem heranrückenden Zweiten Weltkrieg kaum noch Beachtung.
1947 gründete Coudenhove-Kalergi die Europäische Parlamentarier-Union (EPU), die die Parlamentarier der einzelnen europäischen Parlamente in einer Europa-Versammlung zusammen führen sollte. Die EPU behauptete zunächst ihre Eigenständigkeit gegenüber Fusionsangeboten anderer Organisationen, welche die Einigung Europas anstrebten. Erst 1952 schloss sie sich der Europäischen Bewegung an. Coudenhove-Kalergi wurde Ehrenpräsident dieser Bewegung.
Am 18. Mai 1950 erhielt Kalergi als Erster den internationalen Karlspreis der Stadt Aachen in Würdigung seiner Lebensarbeit für ein geeintes Europa.
Kurze Zeit später unterbreitete er dem Europarat einen Entwurf für eine Europaflagge, der aber wegen der Verwendung des christlichen Symbols des Kreuzes nicht konsensfähig war. 1955 schlug er die Ode an die Freude, also Beethovens Vertonung von Schillers Gedicht "An die Freude" als Europäische Hymne vor. Seit 1972 ist die Melodie die Hymne des Europarats und seit 1985 die Hymne der Europäischen Union.
Nach dem stückchenweisen Fall des sog. "Eisernen Vorhangs" um die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts belebte sich auch die deutsch-tschechische Nachbarschaft, insbesonders einer Region um Waldmünchen und Domažlice, besonders auf volkskulturellem Gebiet zwischen dem Chodenlnad und der Oberpfalz. Schließlich, im Jahre 2016, anlässlich des 90-jährigen Jubiläums des ersten Paneuropa-Kongresses in Wien im Jahre 1926, titelte die Mittelbayerische Zeitung in der Ausgabe vom 6. August 2016: "Letzte Chance für Schloss Ronsperg".
Leider konnte uns der oben erwähnte Karl Reitmeier von keiner weiteren positiven Entwicklung berichten. Nach anfänglichen, sehr engagierten Projekten, geht der Verfall weiter: Durch's Dach tropft der Regen, die Statik wird täglich instabiler, der Zugang ist verbarrikatiert, es herrscht Funkstille von fast allen Seiten.
Und so scheint  still und heimlich der Denk-Ort der europäischen Bewegung mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Umso so bedauernswerter, als Richard NIkolaus Codenhove-Kalergi vor mehr als hundert Jahren die grundlegenden Voraussetzung für unser - noch - freies und friedliches Europa dachte.

Zwar hat Winston Churchill im Jahre 1946 am 9. September in Zürich eine von Coudenhove-Kalergis Visionen inspirierte Rede gehalten, in der er die Schaffung der „Vereinigten Staaten von Europa“ anregte und dabei die zentralen Forderungen der Paneuropa-Idee aufnahm:
Auszug aus Churchills Rede an die akademische Jugend: Link zum deut. und zum engl. Text

Hier der Originalmitschnitt der Rede:

Quellen:

Text: Nach Wikipedia

Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi: Foto gemeinfrei

Winston Churchill: Screenshot aus NZZ

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.